Leichenfleddern

Januar 13, 2009

Es ist schon eine seltsame Situation. Obwohl, wen man es genau betrachtet ist es so seltsam nicht. Es lohnt, es sich kurz vor Augen zu führen. Ich sitze in einem kleinen Raum, einem Teil meiner Wohnung, und versuche herauszufinden wie es sich anfühlt. Es ist brütend heiß, um mich herum herrscht absolutes Chaos. Der Schreibtisch ist übersät mit benutzten Tassen und Gläsern. Leere Zigarettenpackungen, Bücher, voll geschriebene Seiten, Notizbücher, ein Beutel mit etwas Gras, die ein oder andere Bierflasche. Ich schwitze wie ein Tier und versuche mir vorzustellen wie es ist in einer anderen Zeit zu leben und ein anderer Mensch zu sein. Das alles hier sollte nicht das Zimmerin einem Vorort von Frankfurt sein und es sollte auch nicht das Jahr 2009 sein. Ich sollte im New York der Fünfzigerjahre sein, den Jazz  den ich jetzt aus diesen Boxen höre live in einer  Bar hören und dort auf Gras schwitzen. Oder irgendwo in Los Angeles, in einer Bar, vielleicht dann lieber betrunken. Doch würde mich das meinem Verständnis wirklich näher bringen? Was suche ich überhaupt? Ach ja genau! Ich war mal wieder auf der Suche nach geistesverwandten Seelen. Oder anders ausgedrückt Menschen die lange tot sind, denen ich meine Meinung aufdrücken kann weil sie sich nicht wehren können, nach dem Mund zu reden. Man kommt mit seiner eigenen Existenz nicht zu recht also tut man das was ein guter Intellektueller in dieser Situation tut. Man fleddert Leichen, literarische natürlich. Wie macht man das am besten? Nun zunächst einmal versucht man eine ähnliche Situation zu schaffen. Man tut was sie getan haben, bemüht sich ihre Musik zu hören, nimmt eventuell Stoffe zu sich und versucht seine allgemeine Lebenswandel ihnen anzupassen. Das Ganze basiert auf dem Irrglauben das man auf diese Art und Weise zu einer ähnlichen Erkenntnis, Seelenreinigung oder spirituellen Glauben findet. Man hört Jazz, von einem MP3-Player nicht aus dem Radio, trinkt billigen Fusel, macht Nächte durch und gibt am nächsten Tag damit an.

Und warum das alles? Ziemlich simpel, man versucht sich an etwas anzunähern was den Worten der eigenen Seele am ehesten entspricht. Die Worte anderer sind immer besser als die eigenen. Wenn sie dazu noch in Büchern stehen, ist es noch viel besser. Man kann sich immer sicher sein, dass man selber die Worte genau richtig verstanden hat. Sie etwas in einem auslösen werden, was dann zu einer Änderung der Gesamtsituation führt. Soweit die Theorie. Die Realität ist erschreckend hässlich! Das Gerede in toten Schriften wird nicht im mindesten dazu beitragen die eigene Situation zu verändern. So angenehm es auch ist sich mit seinen Göttern zu verbünden, so wird man doch keiner von ihnen. Man ist wie sie dazu verdammt seine eigene Lösung und eigenen Wege zu finden. Das eigene Problem, dieser Welt etwas entgegenzusetzen und sich in ihr zu verändern ohne dabei den Verstand zu verlieren, ist sicherlich dasselbe. Eine Welt in der die Menschen scheinbar kopflos von Reiz zu Reiz rennen. In der alles ständig abgebildet, kopiert, überhöht, verkauft, konsumiert und recycled wird. Ein furchtbares Klima wenn man die eigene Situation begreifen möchte. Wo stehen all die anderen? War es früher auch schon so und warum muss ich mir ständig alles einreißen und neu erschaffen. Alle Menschen da draußen die vor meinem Fenster vorbeigehen, bilden sich ein Sie hätten alles im Griff. Doch dem ist nicht so, sie scheinen nur das ganze Bild zu ignorieren oder einfach nicht sehen zu wollen. Oder wissen sie es und scheißen drauf. Ich schwitze und muss mich trotzdem schütteln.

Vielleicht sind sie auch nur alle schon zu weit weg von ihrem inneren Selbst. Warum etwas ignorieren über das man nicht einmal nachdenken muss. Aber was soll das! Es ging schließlich um mich und meine Simulation hier. Die Tatsache das sich trotz dieser Authentizität keinen Aha-Effekt habe war zu erwarten. Doch es ist wie ein fix, es bringt einen weiter. Weiter sich mit der Situation und seinem Dasein in den ganzen Gefüge zurechtzufinden. Den Göttern, also den toten Schreibern, muss es in ihrer Zeit schließlich ähnlich ergangen sein. Jeder ist sein eigener Shiva. Jeder zerstört, baut neu auf und zerstört alles wieder. Es scheint wohl nur darum zu gehen den Moment für das eine, oder das andere zu erkennen. Wenigstens komme ich zu einem Schluss. Dass er simpel ist weiß ich auch. Doch wie hat Charles Bukowski gesagt: „Schwere Dinge leicht zu sagen und zu erklären ist eine Kunst.“ Seht ihr? Ich gebe euch sogar ein Stück der Leiche mit. Nun werde ich die Heizung herunter drehen. Und Jazz? Jazz, mochte ich noch nie besonders.

Ein offener Brief

Oktober 15, 2008

Es empfinde es als eine Kunst, Dinge in einfachen Worten zu beschreiben die komplizierter sind als es auf den ersten Blick den Anschein zu haben scheint. Ich will versuchen einen Zustand oder eine Form des Lebens zu beschreiben, an welchem ich jeden Tag Teil habe. Da sich dieser Vergleich aufdrängt, will ich es tun wie die Band „The WHO“, die einst von ihrer Generation gesungen hat. Meine Generation ist in vielen, ja fast schon halbgaren Worten beschrieben worden. Die Generation Praktikum, die Spassgesellschaft und sogar eine Generation von Duckmäusern. All dies mag sicherlich eine Gruppe von Menschen in Teilen klassifizieren, doch ist es das „Amalgamat“ aus diesen Begriffen, welches sie so treffend beschreibt. Wenn ich von meiner Generation spreche so tue ich dies mit dem vollen Bewusstsein, dass ich sowohl Teil der Lösung als auch ihres Problems bin. Es lässt sich nicht wegwischen, da ich mich nicht aus Ihnen herauskristallisiere. Ich bin vielmehr ein Teilchen, welches sich seines Platzes in diesem seltsamen Gefüge bewusst zu sein scheint. Ich beobachte bei den Menschen meines Alters, dass eine Tendenz zum Niedergang zu beobachten ist. Es ist kein Niedergang im SInne eines gesellschaftlichen Gefüges. Es ist vielmehr ein Niedergang in Form von Selbstwahrnehmung und Willen zur Selbstwerdung. Unsicherheit, Angst vor der Zukunft! Der Wille zum Aufbegehren und die Wahrnehmung ein Teil von etwas Ganzen zu sein, werden zunehmend geringer und pervertieren in manchen Bereichen sogar. Warum ist es so, dass sich Menschen die wissen das ihnen die Zukunft gehören kann, sich zunehmend mit allem was sie tun anfeinden? Wieso sind viele junge Menschen, die alles haben was sich lohnt zu haben so unsicher und traurig? Ich will versuchen meinen Standpunkt zu verdeutlichen um zu einer Erkenntnis zu gelangen.
Ich beobachte das viele Junge Menschen sich in ihr Leben finden. Sie kommen aus der Schule und erfahren was man gerne den „Ernst des Lebens“ nennt. Sie suchen sich Perspektiven und greifen in vielen Fällen sehr gezielt danach. Sie stecken Niederlagen ein, feiern Erfolge und führen ihre Existenz zu einem Punkt der ihnen gut erscheint. Doch trotzdem scheinen sich viele von ihnen einem Gefühl der Hoffnungslosigkeit nicht erwehren zu können. Sie driften um sich selbst, um das was sie in ihrerer Existenz einzigartig macht und scheinen trotz allem keine Erfüllung in dem was sie tun zu finden, obwohl es das ist was sie tun wollen. Sie driften durch ihr Leben und hinterfragen die Gründe ihres Unwohlseins nur selten. Sie finden sich vielmehr damit ab, dass gewisse Umstände sie prägen, aber verpassen es diese Umstände zu ändern. Trotz eines vielfach gesicherten Lebens sind sie unzufrieden mit sich selbst. Sie kritisieren sich selbst in einem hohen Maße und schaffen sich Ventile um überhaupt existieren zu können. Was nicht zum eigenen Bild passt wird ausgeblendet, was nicht funktioniert wird hingenommen. Anstatt sich aktiv zu beteiligen oder nach Wegen aus der emotionalen Krise zu suchen, findet eine Art Übergang in die eigene Stasis statt. Das Interesse am Geschehen, über den eigenen Horizont hinaus, gerät zunehmend ins Hintertreffen. Narzissmus und ein fehlendes Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Ambitionen ist die Folge. Statt sich mit den Umständen zu befassen, blendet man aus das sie existieren. Man nimmt alles wie es kommt, vermag es nicht aufzubegehren. Die äußeren Umstände führen zu einer Zerrüttung des Selbst.
Es entstehen Ventile, die zu großen Teilen meist nicht gesund sind. Der Drang sich zu betäuben und sich abzulenken ist ungeheuer stark. Nur den heutigen Tag überstehen, um am Wochenende auf einer Feier das eigene Selbst durch Alkohohl, Drogen und flüchtige Bekanntschaften zu betäuben. Es ist als ob man sich auf die Suche nach Abenteuern begibt, obwohl man genau weiß wie es enden wird. Der Glanz der neuen Erfahrung und das Bedürfniss nach Veränderung verliert sich in immer gleichen Exzessen. Die Erfahrung wird schal und leer. Man findet sich nicht mehr wieder im eigenen Leben und Frust baut sich auf. Es geht zunehmend nur noch um den kurzen Kick der eigenen Selbsterfahrung und den kurzen Moment der Wahrheit. Kaum jemand ist noch glücklich, da er oder sie nicht weiss wohin mit sich selbst. Die Stasis komplettiert sich. Die Umwelt und das Zeitgeschehen werden ausgeblendet. Man hat mit seiner eigenen Unzufriedenheit so viel zu tun, dass für den Rest kein Platz ist. Sich auseinandersetzen ist anstrengend, ja schon fast schmerzhaft, weil man unweigerlich immer bei sich selbst landet. Die Spirale dreht sich weiter und treibt Ihre Blüten. Deppresionen, Desillusionierung, Schlankheitswahn, übermäßiger Drogenkonsum, Alkoholismus, gestörtes Sozialverhalten, soziale Isolierung und so weiter.
Es ist als ob die äußeren Umstände die Menschen dazu zwingen sich mehr und mehr in sich zu flüchten. Da sie aber dort nichts haben was sie hällt, gelangen sie nicht weiter und sind trotz materiellem Überfluss unglücklich. Sie haben nicht das Bedürfniss zu hinterfragen. Wenn sie es tun dann nur sich selbst und ihr eigenes „Unvermögen“. Übersteigerter Individualsimus ist die Folge, der helfen soll das eigene Selbst zu stärken. Dies endet aber meistens in der Falle die sich „Trend“ oder „Subkultur“ nennt. Aufgrund der Tatsache das man den eigenen Individualismus überhöht und somit fasst pervertiert, kommt man nie bei ihm an und wird ein Klon. Ein Klon all der anderen die dasselbe tun. Trost findet sich in eben diesen Gruppen und bei Leuten die sich ebenso fühlen. Was auf der Strecke bleibt ist der Wille zur Veränderung der äußeren Umstände und der Wille sich ohne Furcht seinem Ich zu stellen, ohne gleich alles zu hinterfragen.
Ich empfinde dies so und es betrübt mich. In vielen Teilen bin ich eben diesen Prozessen ebenso erlegen wie die Menschen dich ich beschreibe und stelle meine These, oder besser Empfindung, hier zur Debatte. Es mag sein das ich viele Dinge einfach zu schwarz sehe und das vieles was ich beschreibe sich nur auf meine selektive Beobachtung stützt. Doch eben dies ist der Grund dieses „offenen Briefs“. Es ist nicht „alles verloren“ und ich will mitnichten all die angreifen die sich hier wiederfinden. Doch frage ich mich ob es uns weiterbringt nicht darüber zu sprechen.

Nach längerer Abwesenheit und einer schreiberischen Passivität, habe ich mich nun genötigt gefühlt einen Artikel über etwas zu verfassen, was mir persönlich sehr am Herzen liegt. Eine Veränderung in der Gesellschaft die vielerorts zu beobachten ist, jedoch noch bisweilen mit einem Lächeln abgetan wird. Das Phänomen der „Stromsucht“.
Zunächst zur Klärung des Begriffs an sich. Einigen mag der Begriff evtl. aus den Romanen von Larry Niven bekannt sein (Die Ringwelt Romane). In diesen Science-Fiction Romanen verfällt der Protagonist in einem der Romane einer Form von Sucht, welche in dieser weit entfernten Zukunft sehr alltäglich geworden ist. Hierbei ist dem Helden eine Buchse am Kopf implantiert worden, welche es ihm ermöglicht seinen Geist praktisch mit dem Stromnetz zu verbinden. Er schliesst sich an die Dose an und der Strom überlagert alle Gedanken und führt zu einem Zustand völliger Apathie. Denken wird unnötig, nur der konstante Fluss des Stroms im Gehirn ist noch wichtig. Das Ergebniss ist ein ständiges „am Stecker hängen“ und führt zu Verwahrlosung, Apathie, Unwohlsein bei längerem ausstöpseln, sowie im schlimmsten Falle zum Tod durch verhungern.
Dieses Phänomen nun auf unsere Zeit zu übertragen mag im erstenMoment eher kompliziert erscheinen, jedoch sehe ich bereits heute die ersten Anzeichen für ähnliche Phänomene. In der heutigen Zeit äußert sich dies in der starken Nutzung von Medien und deren „Auswurf“. Konkreter meine ich vorallem Fernsehen und Computer. Das erstere gilt in vielen Kreisen bereits heute als eine der größten Verdummungsmaschinen, welche der Mensch je erdacht hat. Ein schier endloser Fluss aus „Informationen“ und Eindrücken überflutet Wohnzimmer auf der ganzen Welt und vorallem in Überflussgesellschaften. Gleichzeitig ist bis auf den Anschluss des Fernsehers so gut wie keine Aktivität nötig, um den Fluss in Gang zu setzen. Der Computer geht sogar noch ein Stück weiter. Er ermöglicht den Zugang zu vielmehr Möglichkeiten als der Fernseher, da er interaktiv ist und mit Anschluss ans Netz die ultimative Informationsquelle darstellt. Will man Ablenkung so man man sich lediglich dem Fluss hingeben und so gut wie nichts dafür tun ihn aufrecht zu erhalten. Beide zusammen geben einem unterschiedlichste Formen der Ablenkung, die wie ich mir eingestehe jeder Mensch in irgend einer Form braucht, welche auch noch mit einem Minimum an Aufwand zu erreichen sind. Diese Form von medialer Ablenkung birgt jedoch die Möglichkeit in sich, dass sie sich verselbstständigt und nur noch dem Selbstzweck dient. Beispielsweise den Fernseher beim Essen laufen zu lassen, oder den Rechner nicht auszuschalten damit Downloads nicht abgebrochen werden. Diese dienen dann in den meisten Fällen einer Ausweitung des medialen Vergnügens, da es sich hierbei oft um Filme oder bestimmte Software handelt.
Hat sich der Konsum und die Nutzung dieser Medien soweit verselbstständigt, dass sie zum Teil parralel laufen, ist der Zustand der Sucht erreicht. Die Zeiträume der Nutzung werden länger, der Konsum von Serien, Shows, Spielen und Surfen nimmt immer größere Zeiträume in Anspruch, dient jedoch nur der „kurzzeitig“ gefühlten Ablenkung. Das „Flimmern“ wird zum Selbstzweck. Man könnte eine Folge seiner Lieblingsserie verpassen (man denke über diese Illusion nach in einer Fernsehwelt die von Wiederholungen lebt) oder jemand „wichtiges“ könnte etwas in einem Chat sagen und man ist nicht dabei. Auch Grundbedürfnisse wie Hunger, Durst, Sexuelle Triebe und Stoffwechel eisen nicht los. Wo Rechner und Fernseher sind ist auch der Kühlschrank und die Toilette nicht weit. Und da die Hälfte des Internets aus Pornoseiten mit schier endlosen Spielarten zu bestehen scheint, kann in vielen Fällen auch der Triebhaftigkeit Abhilfe geschaffen werden.
Man benötigt den Austausch mit Menschen auf einer verbalen Ebene nicht mehr in dem Maße, den vorallem im Internet ist die Menge der Menschen groß und man findet Leute mit den selben Interessen. Weltweit spielen Millionen Menschen Online-Rollenspiele. Täglich werden es mehr und vorallem im Asiatischen Raum tritt man diesem Phänomen mittlerweile offen als Sucht gegenüber. Manche Menschen fristen bis zu 18 Stunden am Tag ihre Zeit in virtuellen Realitäten und vergessen alles um sich herum. Wie im Falle eines Asiatischen Gamers der vergaß zu trinken und zu essen und den Folgen einer Dehydrierung erlag. Es kann soweit kommen das Menschen die dieser Form der Sucht erliegen, oder sich ihr stark hingeben, auch nicht mehr ansprechbar sind es ein denn man hällt sie vom Spielen ab.

Ist diese Form von Stromsucht vorangeschritten, werden die Zeichen dafür immer deutlicher. Es beginnt mit der mehr und mehr sinkenden Bereitschft zur Aufrechterhaltung sozialer Kontakte. Die Freunde geraten ins Hintertreffen und werden kaum noch beachtet, es sei denn sie nehmen am selben Geschehen Teil wie man selbst. Da man sich nun für die bevorzugte Tätigkeit nicht mehr aus dem Haus bewegen muss, beginnt sich eine leichte Passivität in Richtung anderer Aktivitäten zu formieren die nichts mit den genannten Medien zu tun hat. Alles andere verliert an Reiz und auch das Denken fällt zurück, da man fürs „Flimmern“ nicht sonderlich viel Aufmerksamkeit oder Hirnschmalz braucht. „Ich schalte beim Soap kucken ab.“ Ist die Passivität soweit vorangeschritten das man sich vorgaukelt keine Zeit für andere Dinge zu haben, ist der nächste Schritt die körperliche Verwahrlosung. Fehlende Körperhygiene, sowie schlechte Ernährung durch Fast Food können die Folgen sein. Letzteres ist nicht schlimm, jedoch im Übermass ein echtes Problem. Die Soziale Abgrenzung kann auch noch ganz besondere Stilblüten treiben. Gerade im Bereich der Online-Rollenspiele und im Internet allgemein, setzt sich zunehmend eine Sprache durch, die vorallem auf Abkürzungen und Tippfehlern basiert. Simpelste Beispiele hierfür sind „lol“ (laugh ot loud), „wtf“(what the fuck). Es entstehen sogar neue Wortschöpfungen, welche der Autor allerdings nicht gut genug kennt um nicht beim zitieren einen Fehler zu machen. Werden diese Worte jedoch im Alltag angewendet, sieht sich der Laie mit Grauen einer für ihn sinnlosen Konversation gegenüber, welche er nicht versteht und aus der er keinen Sinn ziehen kann. Dies kann zur Abgrenzung von den Nutzern führen und somit zur Ausweitung des sozialen Kontaktverlustes. Dies geschieht sicher auch andersherum, wenn der Laie abgegrenzt wird weil ihm das Sprachvermögen fehlt.
Wie wird diese Form von Sucht nun fortschreiten? Die kurzfristigen Folgen sind bereits beschrieben und die langfristigen könnten wie Nivens Version aussehen. Was im Moment bleibt ist Unsicherheit mit dem Phänomen um zu gehen und vorallem eine Lösung zu haben. Ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, das ich nicht grundsätzlich gegen die von mir genannten Medien und Tätigkeiten bin. Wenn ich so seher dagegen wäre, würde ich keinen Blog im Internet schreiben. Es mag auch sein das ich das ganze nur im Bezug auf meine Zeit sehe, so wie Engländer im späten 19 Jhd., die der Meinung waren zu viel lesen sei schlecht für Frauen. Einfach eine panische Vermutung. Fest steht jedoch das ich finde das zu viel Zeit mit dem ( FÜR MICH!!) sinnlosen stieren in Eckige Kästen vergeudet wird. Es scheint mir oftmals so als würden Menschen meines Umfeldes die Kiste einem Gespräch mit mir vorziehen und auch sonst kaum Interesse an anderen Dingen zeigen. Es hällt sich jedoch vielerlei in Grenzen, jedoch weiss ich von Negativbeispielen aus dieser Richtung und deswegen bin ich beunruhigt. Das schlimmste ist jedoch, das ich weiss das dieser Artikel nichts, aber auch gar nichts ändert. Es war mir dennoch ein Bedürfnis.

Comments bitte.

Eigentlich ist es ja sehr gefährlich Wörter wie Spaßgesellschaft in den Mund zu nehmen. Es führt zu Irritationen da sich nunmal jeder etwas anderes darunter vorstellt. Für mich ist dieser Begriff nur in einem Vergleich richtig verwendbar. Nehmen wir die Generation unserer Eltern und somit die „68er“. Sie waren, da wird mir hoffentlich der geneigte Leser zustimmen, eine Generation der Revolte und Veränderung. Aus dem Streben nach Veränderung heraus, gilt die Generation der 68er als die der Revolutionäre und Vorbilder in vielen Bereichen. Heute sind sie  zum Teil an der Regierung oder waren es und viele mussten einsehen das Ideale nunmal Ideale sind. Im Vergleich zu der Jugend von heute jedoch, zu der ich auch zähle, könnten die Unterschiede fast nicht größer sein.

Wo früher Rudi Dutschke das Vorbild war und man sich die Nächte mit Diskussionen um das Weltgeschehen und die eigene Lage um die Ohren schlug, stehen heute die Superstars von Deutschland die allen das perfekte Bild des Erfolgs vorgeben. „Sieh mich an ich habs unter Tausenden geschafft ein Star zu werden und das in kurzer Zeit. Du kannst das auch!“ Was viele dabei ausblenden ist die Tatsache, das wenn die Show vorbei ist man diese Leute meist nach einem Jahr nirgends mehr zu Gesicht bekommt. Sie treten weiterhin auf und machen Alben und ich will ihnen auf gar keinen Fall absprechen das sie Talent haben. Doch sie fallen nach kürzester Zeit durchs Netz der Öffentlichkeit und verschwinden. Denn sie stehen für das was für mich diese Spassgesellschaft ausmacht. Das schnelle Vergnügen in jeder Form und er unbedingte Wille dazu.
Um genauer zu werden. Es ist selten in der Geschichte unserer Gesellschaft, dass eine Generation eine solch starken Überfluss an materiellen Gütern hatte. Wir können uns das meiste leisten und das schon recht früh. Kinder mit Handys und fast jeder Jugendliche mit einem Rechner zu Hause. Ein Fernseher in jedem Haushalt und mit etwas Glück einmal im Jahr Urlaub. Wenn man alles hat was will man dann? Richtig, mehr davon und Vergnügen in jeder Form. Und so beginnt das ganze ins negative ab zu gleiten. Die Konsumindustrie ist sich dessen vollkommen bewusst und so werden wir mit teils neuen, teils nicht so neuen Konzepten überrannt. Worte wie „Mega“, „super“, „fantastisch“ prasseln auf uns ein und ständig wird uns die Superlative gepriesen. Ein Extrem folgt auf das andere und schon ist alles „fantastisch“ und „grandios“. Doch nun stehen wir in diesem Sumpf aus Spass, Vergnügen und Superlative und wissen nicht immer wie wir uns verhalten müssen. Denn wenn die Langeweile einsetzt erkennen wir, dass wir nicht mehr ganz wissen was wir mit uns ansstellen sollen.

Die Folge ist also so das kaum jemand sich diesem Drang nach ständigem Vergnügen entziehen kann. Von der „Afterwork Party“ zur „Wahlparty“ und so weiter. Überall wird gefeiert. Ist man dort ist der Wahnsinn nicht vorbei. Auf einmal kommt jemand auf die Idee die Party in die nächste Stufe der Superlativen zu erheben und beginnt mit Saufspielen. Oder man ist im Urlaub und will sich entspannen, da turnt einem der Animateur vor der Nase herum und meint man müsse jetzt den neuen Club-Tanz lernen. Kurz gesagt können wir den übermäßigen Auswüchsen des Spaßes nur schwer entkommen. Dadurch verlernen wir andere Dinge, wie zum Beispiel zu protestieren ohne uns dabei selbst zu feiern. Oder viel schlimmer wir wollen gar nichts anderes mehr machen. Ich sage nicht das Spass etwas verkehrtes ist, nur das es nicht in Ordnung ist alles über Vergnügen zu definieren. Die Tatsache das dies in den meisten Teilen der Welt nicht der Fall ist und wir uns über diese „Phänomen“ Gedanken machen können spricht schon gegen die Entwicklung und sollte jeden dazu mahnen, dass es morgen alles anders sein kann und er dann vor dem nichts steht wenn er nicht begreift dass es nicht nur um den Spass geht sondern vorallem um das bewusste erleben des letzteren. Wer das in der heutigen Zeit verlernt, kann bei wachsenden Superlativen nur enden wie ein Diabeteskranker im Süßigkeitenland.

Beginnen könnte man dieses Thema mit unterschiedlichen Mitteln. Als erstes würde sich ein Exkurs anbieten, welcher sich mit der Frage beschäftigt was jung sein und Leben bedeutet. Um das ganze ab zu kürzen benenne ich jeden als jung der zwischen 12 und 30 Jahren ist. Alles was davor kommt hat keine Bedeutung den es fehlt die korrekte Selbstreflektion. Man nimmt sich, oder wird höchstens, als „noch zu klein“ wargenommen. Das Leben? Nun das darf sich jeder selbst beantworten doch in erster Linie ist es der Zustand, in dem man sich gerade befindet. Und damit beginnt die Sache auch schon komplizierter zu werden.

In unserer heutigen Zeit und Gesellschaft ist es nämlich so, dass sich Leben und jung sein bedingen. Gemeint ist hiermit das wenn man nicht mehr jung ist, man praktisch aus Sicht vieler anderer bereits nicht mehr lebensfähig ist. Ein Beispiel. Das heutige Idealbild des Menschen ist jung, attraktiv und vorallem dynamisch. Dieses Idealbild taucht überall in der Gesellschaft auf und geht sogar soweit das Menschen, die von der Evolution mit einem guten Aussehen und Null Talent gesegnet wurden, durch die Öffentlichkeit ein Heiligenstatus verliehen wird. Diese Menschen werden angebetet wo sie auch hingehen und ihr Lebensstil basiert meistens auf Dingen und Handlungsweisen die zutiefst materiell geprägt sind. Kurzum diese Menschen gehören zu den „Reichen und Schönen“. Wie bereits zuvor erwähnt ist man vorallem dann schön, wenn man jung ist. Und so beginnt das Dilemma unserer Zeit.

In dem Glauben das wir etwas repräsentieren wenn wir uns in bestimmte Dinge hüllen und unser Selbstwertgefühl dadurch bestärken, dass wir behaupten wir seien erst 20 anstatt 25, gehen wir ein großes Risiko ein. Denn wo soll das enden? Wenn wir bereits mit 30 Jahren das Gefühl haben zu alt zu sein und den neuen stetig nachwachsenden Idolen der Jugend nachsehen, werden wir sehr schnell sehr deprimiert werden. Dies ist bereits der Fall. Noch nie in der Geschichte der Menschheit waren die Menschen so bemüht, ihr äußeres ständig zu perfektionieren. Die plastische Chirurgie tut ihr übriges und schon sieht man ewig jung aus.

Die Konsumindustrie steuert ihren Teil dazu bei, denn sie ist es die das Bild des jungen schönen Menschen formt. Doch entspricht man diesem Bild nicht, setzt bei vielen Menschen die Depression ein. Sie verbringen all ihre Zeit damit jung auszusehen und sich so zu fühlen, anstatt ihr Leben zu führen. Im konsequenten Versuch sich diesem Idealbild anzupassen, geht es immer mehr verloren den die Zeit ist nunmal immer der Sieger. Durch das Bestreben ein „perfekter“ Mensch zu sein, kämpft man praktisch gegen sich selbst. Denn solange man versucht den Idealzustand aufrecht zu erhalten, solange geht er Stück für Stück verloren. Das schlimme dabei ist das andere von diesem Wahnsinn profitieren und das Bild auf diese Weise immer bestärken können. Während man versucht jung zu bleiben und diesen Leuten zeigt das man ein Teil ihrer Perfektion ist, gleitet man Stück für Stück dem Ende entgegen und je näher man letzterem kommt, desto mehr kämpft man darum es zu vermeiden.

Die Quintessenz ist somit diese: Während man seine Jugend genießen sollte, erhebt man sie zum unumstößlichen Status Quo. Anstatt seine Jugend zu leben, lebt man das jung sein und tut alles dafür nicht alt zu wirken. Angetrieben von Idealbildern und einer Konsumindustrie die sich mit diesem Ideal eine goldene Nase verdient, verliert man sein Selbstwertgefühl und seine Jugend, während man versucht hat genau diese beiden Dinge zu erhalten. Manche Menschen kommen damit zurecht, andere tun es nicht und vergehen. Dies kann zu anderen Komplikationen führen, welche ich in anderen Beiträgen besprechen werde.
Dies war der erste Teil der Serie „Jugend und Leben“. In den kommenden werde ich weitere Aspekte hinzufügen, bis dahin vielen Dank.

Das Sommerloch

Juli 11, 2006

Hierbei stellt sich für mich zuerst die Frage was das Sommerloch überhaupt ist. Wenn wir mal von dem Loch absehen in das der wetterfühlige Mitmensch fällt, wenn sich die Hitze, die Ozonwerte und nicht zuletzt der Feinstaub zusammen tun. Man denke jedoch zunächst an das Sommerloch des Fernsehens, welches in den oberen Etagen der Medienbranche auch Sommerpause genannt wird. Der eine findet es nicht gut wenn das Fernsehen Pause macht, denn dann fallen viele Sendungen weg die man mag oder schätzt. Andere hingegen geniessen es und ich zähle mich zu letztern. Erstens weil sich hieraus der Anreiz bietet nicht übers Fernsehen zu meckern weil es einen in Ruhe lässt. Mehr als im ganzen restlichen Jahr und andererseits weil sich viele Menschen sagen wir geistig aklimatisieren.

Das ganze passiert folgendermaßen. Dieser Typ Mensch ist sich nicht bewusst, dass wenn er sich in der Sommerpause befindet, die Branche kaum Urlaub macht. Es müssen neue Konzepte erdacht und geklaut werden. Denn während man die Zusammenfassungen und die Xte MEgaChartShow in der Wiederholung zeigt, muss man sich schließlich endscheiden ob man entweder die Japanische Spielshow mit als Saunastühlen getarnten Schleudersesseln aufkauft und austrahlt, oder ob man die“Prominenten“ der unteren Alphabets-skala nicht diesma in einem latainamerikanschen Gefängnis abwirft und sieht, ob die Metrosexuelle „Dragqueen“ aus Serie Y schneller der große Dealer im Knast wird als der Schmalzbarde mit dem „Schwiegermutterliebling“-Gesicht.

Während dies nun geschieht, sieht der Zuschauer Sendungen in der Endlosschleife. Er nimmt alles nochmals auf und verinnerlicht es. Genau wie beim letzten mal, alles beim alten, einfach herrlich. Dann! Nach einigen Wochen und einem Urlaub im Ausland ist der Zuschauer fast clean und reif für die Japanische Spielshow mit den Promis auf Saunastühlen in Drogenknast Latainamerikas. Welch ein Sinneserlebniss.

Man kann also sagen. Im Sommerloch kann man fernsehen mit dem Wissen nichts verpasst zu haben als man konsequent den Rest davor gar nicht gesehen hat.

Da draussen ist eh nur der Feinstaub, die Zecken und vorallem die Sonne. Was soll man da auch. Andererseits erlebt man vieleicht auch mal etwas ganz besonderes wenn man das Haus verlässt. Aber das muss jeder selber wissen.