Was ist es, was jeder Mensch hören möchte der mit sich selbst und dieser Welt nicht zurecht kommt? Jemand der am Boden ist und dessen Perspektiven, welcher Art sie auch immer sein mögen so düster erscheinen, dass er nicht mehr weiter weiss. Dieser Mensch will, nein er braucht ein IDOl! Jemanden der so ist wie er und zu dem er aufsehen kann. „Sieh ich habe es geschafft. Ich kam aus dem Nichts und auch du kannst das schaffen. Glaube nur an was du bist und an was du kannst und niemand wird dich aufhalten können.“ Diese Sätze sind gut. Sie bauen auf und geben Kraft doch dann…! Mit einem Schlag fallen wir in die Realität zurück und begreifen was sich vor unseren Augen abspielt. Diese Sätze kommen nicht von einem Sportler der nach verschiedenen Operationen wieder Meister seiner Klasse ist. Sie stammen auch nicht von einem erfolgreichen Musiker der seine ersten Jahre damit verbracht im Studio zu schlafen.
Es sind die Worte eines angehenden Superstars, welcher sich wie Tausende andere eingereiht hat um Teil von etwas Großem zu sein. Teil eines „langen Weges“ zu sein der ihn über Mottoshows und Tel. Hotlines zum Olymp seiner Existenz führen soll. Dem Titel des Superstars. Er ist dann der Star von Millionen Menschen, die sein doch ach so menschliches Streben nach einer höheren Daseinsform von Anfang an mitverfolgen konnten. Von der ersten Castingshow an wurde mitgefiebert und gehofft. „Er hätte es doch so verdient schliesslich ist er wie wir.“ Genau hier liegt der Hund begraben doch zunächst zu einer Betrachtung des Phänomens.
Fast jeder Mensch will in seinem Leben etwas höheres erreichen. Er will es zu etwas bringen und sich und der Welt zeigen das seine Existenz einen Sinn hat. In der heutigen Zeit erscheint dies darin zu bestehen diese Existenz so prägnant wie möglich in die Öffentlickeit zu tragen und somit Annerkennung zu erlangen. Dies war früher sicherlich auch so doch heute ist es auf einer Ebene zu beobachten die dem Ganzen einen noch schaleren Beigeschmack gibt. Es muss schnell geschehen. Sowohl Künstler als auch Sportler als auch jede Form von Person die sich Aufmerksamkeit durch ihren Output verschafft, investiert viel harte Arbeit und Kraft in ihren Erfolg. Ein Musiker kann jahrelang aktiv sein und nie einen großen Erfolg feiern. Oder aber die Früchte seiner Arbeit reifen und er hat Erfolg. In den meisten Fällen waren dafür viel Schweiss und Tränen nötig. Heute gerät das ganze in den Hintergrund. Erst kommt die Öffentlichkeit und dann der Erfolg durch und in selbiger. Die modernen Medien machen sich dies zunutze in dem sie sich ein simples Konzept zu eigen machen das seit Jahren bekannt ist. Der Drang aller Menschen sich mit anderen zu identifizieren. Der Held von nebenan, der Junge oder das Mädchen aus der Nachbarschaft. Verbunden mit dem Wunsch nach Erfolg und Annerkennung ist es dann nur noch ein Schritt zur Befriedigung dieser Wünsche. Die Castingshow ward geboren.
Alles wird gecastet um es in mehr oder weniger erfolgreichen Sendungen unterhaltungsgerecht zu verwursten. Es werden Sänger und Tänzer gecastet um Superstars aus ihnen zu machen, schöne Mädchen (allesamt Opfer von Unterernährung und Schlankheitswahn) um Supermodels zu werden, Hunde und andere Tiere für das perfekte Haustier, Köche und Personal für die perfekte Hotelmannschaft, Übergewichtige für die „Abnehm Realitysoap für mollige“ und so weiter. Damit schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe. Die Menschen die das Geschehen verfolgen haben Helden wie du und ich und die Helden glauben sie seien endlich bei etwas höhern angekommen. Tausende verfolgen wie ein pragmatischer Dieter Bohlen (der sich nen Hunderter aus dem Hintern ziehen könnte, für jede Minute die er dort sitzt) ihren Favoriten mit gekonnten Verbalattacken zu dem „abstempelt“ was er ist. Ein mittelmäßiger Sänger. Doch jeder wird es bis zum Schluss verfolgen, man will ja schliesslich wissen wer nun gewonnen hat.
Die Illusion ist somit perfekt, die Unterhaltung gelungen, die Ablenkung vom eigenen Dasein gerade kurz genug um Balsam zu sein aber auch süchtig zu machen. Wenn die Staffel vorbei ist beginnen die Nachwehen und das eigentliche Problem an der Sache. Der HYPE!! Die nun erzeugten Idole sollen aus dem Leben der Menschen nicht weg zu denken sein. Sie müssen geerntet werden solange sie reif sind. An einem Tag sieht man den Gewinner durch mindestens drei Sendungen tingeln. Morgends ins Kinderprogramm, Mittags bei Viva und abends bei Kerner. „Wie kommen sie mit der Aufregung um ihre Person zurecht?“ Kerner sieht aus als ob er in die Sonne zu starren scheint und sieht dabei nur sein Gegenüber an. „Oh ganz gut soweit, ich bin jetzt ein Star ich muss mit sowas leben.“ Der Hype hällt an und mit einem Schlag, sind die „Stars“von gestern am Ende. Ohne den konstanten Druck der Medien, verfallen sie zu Staub und werden vergessen, oder wissen sie noch wie alle männlichen Mitglieder der Popstars Band „Bro-Sis“ hiessen? Beispiel für diesen Druck von hinten ist z.B. Paris Hilton. Ohne ihre Berater, Manger, Stylisten, Trainer, Fahrer, andere Schergen in jeder Form und ihre Millionen würde es allen auffallen das auch ihr Präsenz nicht den Talentmagel wettmachen kann, welcher vermutlich gößer ist als das Vakuum in ihrem Kopf. Nun beginnt das Konzept zu bröckeln aber nur für den Star. Seine Fans haben ihn sicher nach drei Jahren vergessen und ohne Hilfe von Schwergewichten der Branche ist sein Mangel an Talent und vorallem Erfahrung nicht mehr durch hippe Klamotten, cooles Styling und ein gutes Playback wettzumachen. Und was folgt? Ein Abgleiten in die Bedeutungslosigkeit und nach den Höhen des Olymps folgt der Hades. Dem Zuschauer ist das egal. Der Held von gestern vergessen den der neue steht schon bereit. Und was geschieht dann? Irgendwann wird es dem Zuschauer zu langweilig und er stürzt sich selber ins Getümmel. Wieder einer mehr der die Tausenden verstärkt die sich der, meistens aus drei Personen bestehenden, Jury stellen wollen. Wem das nicht reicht und wer Angst vor Konkurenz hat, für den gibt es die Rettung. Das Fernsehen kommt zu dir und macht dich in zwei Wochen zum Rockstar, Cheerleader, Frauenheld, Baskettballer, Ringer, Boxer, Poet und zuguterletzt zum Idioten. Wem das nichts sagt dem sei „MTV-MADE“ ans Herz gelegt. Hier sieht man wie das leicht pummilige Rockgirl mit zuviel Kajalstift auf den Augen umgepolt und schliesslich ins Cheerleading Team berufen wird. Mit Hilfe von MTV kannst du sicher auch Präsident werden, solange du bereit bist dich vor dem Rest der Welt als armes unbedurftes Schwein hinstellen zu lassen. Nun gut im Falle der USA ist dieses Beispiel nicht sehr treffend aber ich denke der Kern der Aussage wird klar. Nicht nur das solche Menschen durch reale Vorbilder zu so etwas angestachelt werden, nein sie glauben auch noch an den Cinderellatraum von Ruhm, Schönheit und Erfolg. Was mit ihnen danach geschieht wird in den seltensten Fällen bekannt und was soll das auch. Gewinner wollen wir sehen, damit wir selber wissen wo wir stehen und vorallem damit uns klar wird wie einfach es ist seine 15 Minuten Ruhm zu bekommen. Danach heisst es du hattest sie, du hast sie verloren. So ist das nunmal.
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