Eigentlich ist es ja sehr gefährlich Wörter wie Spaßgesellschaft in den Mund zu nehmen. Es führt zu Irritationen da sich nunmal jeder etwas anderes darunter vorstellt. Für mich ist dieser Begriff nur in einem Vergleich richtig verwendbar. Nehmen wir die Generation unserer Eltern und somit die „68er“. Sie waren, da wird mir hoffentlich der geneigte Leser zustimmen, eine Generation der Revolte und Veränderung. Aus dem Streben nach Veränderung heraus, gilt die Generation der 68er als die der Revolutionäre und Vorbilder in vielen Bereichen. Heute sind sie  zum Teil an der Regierung oder waren es und viele mussten einsehen das Ideale nunmal Ideale sind. Im Vergleich zu der Jugend von heute jedoch, zu der ich auch zähle, könnten die Unterschiede fast nicht größer sein.

Wo früher Rudi Dutschke das Vorbild war und man sich die Nächte mit Diskussionen um das Weltgeschehen und die eigene Lage um die Ohren schlug, stehen heute die Superstars von Deutschland die allen das perfekte Bild des Erfolgs vorgeben. „Sieh mich an ich habs unter Tausenden geschafft ein Star zu werden und das in kurzer Zeit. Du kannst das auch!“ Was viele dabei ausblenden ist die Tatsache, das wenn die Show vorbei ist man diese Leute meist nach einem Jahr nirgends mehr zu Gesicht bekommt. Sie treten weiterhin auf und machen Alben und ich will ihnen auf gar keinen Fall absprechen das sie Talent haben. Doch sie fallen nach kürzester Zeit durchs Netz der Öffentlichkeit und verschwinden. Denn sie stehen für das was für mich diese Spassgesellschaft ausmacht. Das schnelle Vergnügen in jeder Form und er unbedingte Wille dazu.
Um genauer zu werden. Es ist selten in der Geschichte unserer Gesellschaft, dass eine Generation eine solch starken Überfluss an materiellen Gütern hatte. Wir können uns das meiste leisten und das schon recht früh. Kinder mit Handys und fast jeder Jugendliche mit einem Rechner zu Hause. Ein Fernseher in jedem Haushalt und mit etwas Glück einmal im Jahr Urlaub. Wenn man alles hat was will man dann? Richtig, mehr davon und Vergnügen in jeder Form. Und so beginnt das ganze ins negative ab zu gleiten. Die Konsumindustrie ist sich dessen vollkommen bewusst und so werden wir mit teils neuen, teils nicht so neuen Konzepten überrannt. Worte wie „Mega“, „super“, „fantastisch“ prasseln auf uns ein und ständig wird uns die Superlative gepriesen. Ein Extrem folgt auf das andere und schon ist alles „fantastisch“ und „grandios“. Doch nun stehen wir in diesem Sumpf aus Spass, Vergnügen und Superlative und wissen nicht immer wie wir uns verhalten müssen. Denn wenn die Langeweile einsetzt erkennen wir, dass wir nicht mehr ganz wissen was wir mit uns ansstellen sollen.

Die Folge ist also so das kaum jemand sich diesem Drang nach ständigem Vergnügen entziehen kann. Von der „Afterwork Party“ zur „Wahlparty“ und so weiter. Überall wird gefeiert. Ist man dort ist der Wahnsinn nicht vorbei. Auf einmal kommt jemand auf die Idee die Party in die nächste Stufe der Superlativen zu erheben und beginnt mit Saufspielen. Oder man ist im Urlaub und will sich entspannen, da turnt einem der Animateur vor der Nase herum und meint man müsse jetzt den neuen Club-Tanz lernen. Kurz gesagt können wir den übermäßigen Auswüchsen des Spaßes nur schwer entkommen. Dadurch verlernen wir andere Dinge, wie zum Beispiel zu protestieren ohne uns dabei selbst zu feiern. Oder viel schlimmer wir wollen gar nichts anderes mehr machen. Ich sage nicht das Spass etwas verkehrtes ist, nur das es nicht in Ordnung ist alles über Vergnügen zu definieren. Die Tatsache das dies in den meisten Teilen der Welt nicht der Fall ist und wir uns über diese „Phänomen“ Gedanken machen können spricht schon gegen die Entwicklung und sollte jeden dazu mahnen, dass es morgen alles anders sein kann und er dann vor dem nichts steht wenn er nicht begreift dass es nicht nur um den Spass geht sondern vorallem um das bewusste erleben des letzteren. Wer das in der heutigen Zeit verlernt, kann bei wachsenden Superlativen nur enden wie ein Diabeteskranker im Süßigkeitenland.

Beginnen könnte man dieses Thema mit unterschiedlichen Mitteln. Als erstes würde sich ein Exkurs anbieten, welcher sich mit der Frage beschäftigt was jung sein und Leben bedeutet. Um das ganze ab zu kürzen benenne ich jeden als jung der zwischen 12 und 30 Jahren ist. Alles was davor kommt hat keine Bedeutung den es fehlt die korrekte Selbstreflektion. Man nimmt sich, oder wird höchstens, als „noch zu klein“ wargenommen. Das Leben? Nun das darf sich jeder selbst beantworten doch in erster Linie ist es der Zustand, in dem man sich gerade befindet. Und damit beginnt die Sache auch schon komplizierter zu werden.

In unserer heutigen Zeit und Gesellschaft ist es nämlich so, dass sich Leben und jung sein bedingen. Gemeint ist hiermit das wenn man nicht mehr jung ist, man praktisch aus Sicht vieler anderer bereits nicht mehr lebensfähig ist. Ein Beispiel. Das heutige Idealbild des Menschen ist jung, attraktiv und vorallem dynamisch. Dieses Idealbild taucht überall in der Gesellschaft auf und geht sogar soweit das Menschen, die von der Evolution mit einem guten Aussehen und Null Talent gesegnet wurden, durch die Öffentlichkeit ein Heiligenstatus verliehen wird. Diese Menschen werden angebetet wo sie auch hingehen und ihr Lebensstil basiert meistens auf Dingen und Handlungsweisen die zutiefst materiell geprägt sind. Kurzum diese Menschen gehören zu den „Reichen und Schönen“. Wie bereits zuvor erwähnt ist man vorallem dann schön, wenn man jung ist. Und so beginnt das Dilemma unserer Zeit.

In dem Glauben das wir etwas repräsentieren wenn wir uns in bestimmte Dinge hüllen und unser Selbstwertgefühl dadurch bestärken, dass wir behaupten wir seien erst 20 anstatt 25, gehen wir ein großes Risiko ein. Denn wo soll das enden? Wenn wir bereits mit 30 Jahren das Gefühl haben zu alt zu sein und den neuen stetig nachwachsenden Idolen der Jugend nachsehen, werden wir sehr schnell sehr deprimiert werden. Dies ist bereits der Fall. Noch nie in der Geschichte der Menschheit waren die Menschen so bemüht, ihr äußeres ständig zu perfektionieren. Die plastische Chirurgie tut ihr übriges und schon sieht man ewig jung aus.

Die Konsumindustrie steuert ihren Teil dazu bei, denn sie ist es die das Bild des jungen schönen Menschen formt. Doch entspricht man diesem Bild nicht, setzt bei vielen Menschen die Depression ein. Sie verbringen all ihre Zeit damit jung auszusehen und sich so zu fühlen, anstatt ihr Leben zu führen. Im konsequenten Versuch sich diesem Idealbild anzupassen, geht es immer mehr verloren den die Zeit ist nunmal immer der Sieger. Durch das Bestreben ein „perfekter“ Mensch zu sein, kämpft man praktisch gegen sich selbst. Denn solange man versucht den Idealzustand aufrecht zu erhalten, solange geht er Stück für Stück verloren. Das schlimme dabei ist das andere von diesem Wahnsinn profitieren und das Bild auf diese Weise immer bestärken können. Während man versucht jung zu bleiben und diesen Leuten zeigt das man ein Teil ihrer Perfektion ist, gleitet man Stück für Stück dem Ende entgegen und je näher man letzterem kommt, desto mehr kämpft man darum es zu vermeiden.

Die Quintessenz ist somit diese: Während man seine Jugend genießen sollte, erhebt man sie zum unumstößlichen Status Quo. Anstatt seine Jugend zu leben, lebt man das jung sein und tut alles dafür nicht alt zu wirken. Angetrieben von Idealbildern und einer Konsumindustrie die sich mit diesem Ideal eine goldene Nase verdient, verliert man sein Selbstwertgefühl und seine Jugend, während man versucht hat genau diese beiden Dinge zu erhalten. Manche Menschen kommen damit zurecht, andere tun es nicht und vergehen. Dies kann zu anderen Komplikationen führen, welche ich in anderen Beiträgen besprechen werde.
Dies war der erste Teil der Serie „Jugend und Leben“. In den kommenden werde ich weitere Aspekte hinzufügen, bis dahin vielen Dank.

Das Sommerloch

Juli 11, 2006

Hierbei stellt sich für mich zuerst die Frage was das Sommerloch überhaupt ist. Wenn wir mal von dem Loch absehen in das der wetterfühlige Mitmensch fällt, wenn sich die Hitze, die Ozonwerte und nicht zuletzt der Feinstaub zusammen tun. Man denke jedoch zunächst an das Sommerloch des Fernsehens, welches in den oberen Etagen der Medienbranche auch Sommerpause genannt wird. Der eine findet es nicht gut wenn das Fernsehen Pause macht, denn dann fallen viele Sendungen weg die man mag oder schätzt. Andere hingegen geniessen es und ich zähle mich zu letztern. Erstens weil sich hieraus der Anreiz bietet nicht übers Fernsehen zu meckern weil es einen in Ruhe lässt. Mehr als im ganzen restlichen Jahr und andererseits weil sich viele Menschen sagen wir geistig aklimatisieren.

Das ganze passiert folgendermaßen. Dieser Typ Mensch ist sich nicht bewusst, dass wenn er sich in der Sommerpause befindet, die Branche kaum Urlaub macht. Es müssen neue Konzepte erdacht und geklaut werden. Denn während man die Zusammenfassungen und die Xte MEgaChartShow in der Wiederholung zeigt, muss man sich schließlich endscheiden ob man entweder die Japanische Spielshow mit als Saunastühlen getarnten Schleudersesseln aufkauft und austrahlt, oder ob man die“Prominenten“ der unteren Alphabets-skala nicht diesma in einem latainamerikanschen Gefängnis abwirft und sieht, ob die Metrosexuelle „Dragqueen“ aus Serie Y schneller der große Dealer im Knast wird als der Schmalzbarde mit dem „Schwiegermutterliebling“-Gesicht.

Während dies nun geschieht, sieht der Zuschauer Sendungen in der Endlosschleife. Er nimmt alles nochmals auf und verinnerlicht es. Genau wie beim letzten mal, alles beim alten, einfach herrlich. Dann! Nach einigen Wochen und einem Urlaub im Ausland ist der Zuschauer fast clean und reif für die Japanische Spielshow mit den Promis auf Saunastühlen in Drogenknast Latainamerikas. Welch ein Sinneserlebniss.

Man kann also sagen. Im Sommerloch kann man fernsehen mit dem Wissen nichts verpasst zu haben als man konsequent den Rest davor gar nicht gesehen hat.

Da draussen ist eh nur der Feinstaub, die Zecken und vorallem die Sonne. Was soll man da auch. Andererseits erlebt man vieleicht auch mal etwas ganz besonderes wenn man das Haus verlässt. Aber das muss jeder selber wissen.

Wie mir durchaus klar ist existiert Bovilianien nicht. Es handelt sich hierbei um einen Selbstveriss, da ich in Bolivien geboren wurde. Dieser Blog dient somit der Auseinandersetzung mit mir und meinem Umfeld. Ich hoffe es ist wenigstens unterhaltsam für den Leser und führt zu Debatten über die von mir angeschnittenen Themen.

Danke